Als der Staat unser Gesundheitssystem für 200 Mio Euro verkaufte!

Friede, Freude, Eierkuchen...das war (vermeintlich) mal. Selbst an dem arglosesten Bürger dieses Landes sind Meldungen, wie die um die NSA-Spionage, die NSU-Affäre, um die medienträchtigsten zu benennen, nicht spurlos vorübergegangen. In der Politik brodelt es gewaltig, Korruption, Manipulation und Spionage ist an der Tagesordnung und legt für manch einen bisher ungeahnte Machenschaften frei - dieses mittlerweile selbst für "Otto Normalverbraucher" mehr als offensichtlich...

Direkt auf Bürgerebene werden wir aktuell regelmässig vom "Team Wallraff" in gleichnamigen RTL-Reportagen, oder aber "Frontal 21" des ZDF über kleinere bis größere "Vergehen" der Industrie unterrichtet.

Sicherlich ärgert man sich dabei bereits über zahlreiche Affären, die skrupellose Einflussnahme auf unsere Umwelt, unsere Finanzen oder unsere Konsumgüter, damit indirekt unser Wohl seitens Gruppierungen offenbaren, von deren Existenz man bis dato oft nur am Rande Notiz genommen hat.

Richtig ans Eingemachte geht es aber stets, sobald diese Machenschaften unsere Gesundheit betreffen - denn dies bedroht direkt unsere Existenz, unser LEBEN..!

 

Dem (ausnahmsweise) der Wahrheit verschriebenen, investigativen Journalismus ist es zu verdanken, dass wir endlich über Dinge ganz besonderer Brisanz aufgeklärt werden, Dinge, von denen viele vor 10 Jahren noch nicht einmal in ihren kühnsten Träumen zu träumen gewagt hätten...

Der Journalist und Sternredakteur Markus Grill gehört zu den besten investigativen Journalisten Deutschlands.

In seinem Bestseller „Kranke Geschäfte – wie die Pharmaindustrie uns manipuliert“, deckt er die Machenschaften der Pharmaindustrie und deren Einflussnahme auf die Politik schonungslos auf und nennt dazu sehr konkrete Fakten!

 

7 Vertreter der Industrie auf 1 Politiker im Bundestag

Mit durchschnittlich 7 Lobbyisten, die aktuell im Bundestag auf einen Bundestagsabgeordneten kommen, einen Bundestagsausweis und uneingeschränkten Zugang zu den einzelnen Abgeordneten besitzen, ist hier ein ungleiches Kräfteverhältnis und eine längst unzumutbare Nähe der Industrie zur Politik gegeben. Zwar haben sich die manipulativen Strukturen der Big Pharma in ihrer Erscheinungsform in den letzten Jahrzehneten verändert (denken wir mal an den zweiten Weltkrieg, iniitiert und finanziert durch IG Farben, das größte Chemie- und Pharmaunternehmen der Welt) , jedoch nehmen sie im erschreckenden Maße zunehmend Einfluss auf die Politik, was größtenteils eben der Liste der Lobbyverbände zu verdanken ist, die bei Bundestag und in der Bundesregierung ihre Interessen vertreten, die s.g. "Lobbyisten".

 

 

 

 

Was genau sind Lobbyisten und was tun sie?

Lobbyisten sind Vertreter der Industrie (so auch der Pharmaindustrie), die Zugang zum Bundestag und somit zu den Abgeordneten haben und ihre eigenen Interessen entsprechend Vorort kundtun (durchsetzen)!

 

Während die Liste 1974 noch 635 Einträge beinhaltete, umfasste diese im Mai 2007 bereits 2014 Interessengruppen, angefangen mit der Bundesvereinigung Deutscher Apotherkerverbände (ABDA) bis zum Zweckverband Ostdeutscher Bauernverbände. Man schätzte, dass es sich um mehr als 4500 hauptberufliche Lobbyisten handelt, die in Berlin vor dem Bundestag und der Bundesregierung ihre Interessen vertreten!

Diesen 4500 Lobbyisten stehen lediglich 614 Bundestagsabgeordnete gegenüber, statistisch gesehen „kümmern“ sich  also mehr als 7 Lobbyisten um jeden einzelnen Bundestags-abgeordneten!

Sie verfügen zumeist über Hausausweise des Bundestages, was ihnen den Kontakt zu den Abgeordneten verschafft.

Sie werden zu allen offiziellen Terminen eingeladen und besitzen das Recht, zu allen Gesetzen, die ihre Branche betreffen, angehört zu werden.[1]

 

Nicht weiter verwerflich, werden Sie jetzt evtl. meinen?

Evtl. bis auf die Tatsache, dass im Gegensatz zu früheren Zeiten, als Berufsverbände ihre Vertreter als Lobbyisten aussandten, es sich heutzutage um hauseigene Lobbyisten der Großkonzerne selbst handelt – ein Schelm, der Böses dabei denkt…! 

 

Laut auf der Homepage des Bundestags veröffentlichter Definition  sind die Lobbyisten (auch „Einflüsterer“ genannt!) : 

„In der Regel Experten auf dem Politikfeld und informieren ihre Auftraggeber möglichst frühzeitig über geplante Gesetzesvorhaben. Sie versuchen, die Entscheidungen von Abgeordneten und Ministerialbeamten in ihrem Sinne zu beeinflussen, indem sie ihnen gut aufbereitete, ausgewählte Analysen und Bewertungen dieser Gesetzesvorhaben zur Verfügung stellen.“ [2] [3]

Lt. Autor des Buches „Kranke Geschäfte – wie die Pharmaindustrie uns manipuliert“, umfasse die Liste aller beim Bundestag registrierten Interessenverbände mittlerweile 691 Seiten.

 

 

Chef-Lobbyistin der Pharma als wahrer „Kanzler“?

Und welche Lobby ist dabei die stärkste? Richtig, die Pharmalobby, unter der Führung der Hauptgeschäftsführerin des Verbands Forscher Arzneimittelhersteller (VFA) Cornelia Yzer mit Sitz am Hausvogteiplatz 13 in Berlin-Mitte, nur einige Schritte vom Justiz- und zwei U-Bahn-Stationen vom Gesundheitsministerium entfernt.

Sie gilt als die einflussreichste Pharma-Lobbyistin in Berlin, unter ihrer Regie stehe lt. besagtem Buch ein Apparat von 50 Mitarbeitern mit einem Millionen-Etat.

Im Gesundheitsministerium werde sie gern „der General“ genannt.

Beim VFA schrieb die Tageszeitung „taz“ 2004, sie sei dagegen als „so etwas wie der Kanzler – sie verfüge über die Richtlinienkompetenz und dirigiere die einzelnen Ressorts; ihre politischen Ansprechpartner wären Staatssekretäre und Minister.

Um sich mit einfachen Abgeordneten zu beschäftigen, wäre sie zu wichtig.“[4]

(Anmerkung: mittlerweile von Frau Birgit Fischer abgelöst). 

 

Verkauf unseres Gesundheitssystems - Bundesregierung von Pharmaindustrie bestochen!

Und so waltet und verwaltet die Pharmlobby nach Belieben auf ihre ganz eigene Art...Als einen der größten Triumphe der Pharmalobby tituliert Markus Grill den „Ablass für 200 Millionen Euro“:

Wie der Sternredakteur und Autor des Buches „Kranke Geschäfte – wie die Pharmaindustrie uns manipuliert“, Markus Grill in seinem Buchdetailliert beschreibt, war 2001 seitens der Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt ein vierprozentiger Preisnachlass für patentgeschützte Medikamente zugunsten der Krankenkassen geplant.

Verheerend für die gesamte Pharmabranche nicht nur in Deutschland, denn viele andere Länder orientieren sich an den deutschen Preisen!

Dieses Vorhaben hatte zur Folge, dass der US-Botschafter persönlich beim damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder „intervenierte“. 

Das Rabattgesetz habe, so der Autor Grill, als längst beschlossene Sache gegolten, aber als auch noch der „pharmafreundliche“ Chef der Industriegesellschaft Bau, Chemie, Energie, Hubertus Schmoldt bei Schröder Einspruch erhob, so Grill, habe der Kanzler 8.11.2001 zum Pharmagipfel ins Kanzleramt eingeladen!

Zugegen seien neben der ehemaligen Gesundheitsministerin Ulla Schmidt, dem ehemaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder und Wirtschaftssekretär Alfred Tacke selbstverständlich auch drei wichtige Persönlichkeiten der Pharmaindustrie vom VFA gewesen:

Bernhard Scheuble von Merck, Patrick Schwarz-Schütte von Schwarz Pharma und Silvio Gabriel von Novartis.

Wie nicht anders zu erwarten kam eine Einigung des Kanzleramtes mit den Pharmabossen zustande...

  

              FÜR EINEN ABLASS VON 200 Millionen Euro![5] 

 
 
 


[1] Markus Grill, „Kranke Geschäfte – Wie die Pharmaindustrie uns manipuliert“ (August 2007) S. 45/46

[2] Markus Grill, „Kranke Geschäfte – Wie die Pharmaindustrie uns manipuliert“ (August 2007) S. 46

[3] www.bundestag.de/wissen/archiv/sachgeb/lobbyliste/lobby-listeaktuell.pdf (1.5.2007) 

[4] Zittiert nach: Markus Grill, „Kranke Geschäfte–Wie die Pharmaindustrie uns manipuliert“ (August 2007)S. 46 

[5] Markus Grill,„Kranke Geschäfte –Wie die Pharmaindustrie uns manipuliert“ (August 2007) S. 63

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