"Bis zu 90 Prozent aller Medikamentenstudien sind manipuliert..!"

 

„Man kann fast sagen, dass bis zu 90 Prozent der Studien in irgendeiner

Form manipuliert sind. Und keiner kümmert sich richtig drum."

 

 

Das ist das ernüchternde Fazit von Wolfgang Becker-Brüser, keinem geringeren als

dem Herausgeber von „Arznei-Telegramm“, der als Arzt und Apotheker seit

dreißig Jahren sich mit Medikamentenstudien und der Pharmaindustrie

beschäftigt![1]

 

In einer SWR-Sendung, die am 24.5.2007 ausgestrahlt wurde, nennt er auch konkrete Beispiele:

"Vioxx ist ein Rheuma- und Schmerzmittel. Und die Substanzgruppe an sich hat ein großes Problem im Magen-Darm-Bereich, das heißt, die sind sehr schlecht Magen-Darm-verträglich.

Es wurde eine große Studie gemacht, die Vigor-Studie. Und da hat man in der Tat herausgefunden, dass in Bezug auf schwere Magen-Darm-Nebenwirkungen Vioxx etwas besser abgeschnitten hat."

 

Nun folgt aber das eigentliche Problem, denn Vioxx, so Wolfgang Becker-Brüser, schneidet beim Risiko für Herzinfarkt schlechter ab als z.B. das etablierte Rheumatherapeutikum Naproxen.

Das ließ der Hersteller Merck im Studienergebnis aber einfach unter den Tisch fallen, so Becker-Brüser zum SWR!

Die Nebenwirkungen waren nicht zu verheimlichen, als zig Menschen einen gesundheitlichen Schaden davongetragen haben, Merck musste das Produkt vom Markt nehmen!

 

Selektive Publikationen der Studienergebnisse

"Selektive Veröffentlichung bedeutet, dass ich mir aus einer großen Studie die Ergebnisse und Daten heraussuche, die mir gefallen - die in meine Ideen und Konzepte passen - und die dann entsprechend publiziere. Das ist eine Möglichkeit, Studiendaten zu verfälschen." 

 

Ein Statement, das Frau Prof. Petra Thürmann als Fazit ihrer Beobachtungen vor dem SWR abgab. Prof Thürmann unterrichtet an der Universität Witten/Herdecke Pharmakologie und prüft außerdem Tausende von Arzneimittelstudien für große Kette von Privat-Kliniken. Sie kennt die Tricks, mit denen die Ergebnisse immer wieder geschönt werden, am beliebtesten sei das „selektive Publizieren“!

 

Nebenwirkungen bis zum Massenselbstmord von Kindern verschleiert?

ein Antidepressivum für Kinder führt wissentlich zu Suiziden

Wie der SWR weiter berichtete, hat ein Medikament, das Kindern und Jugendlichen mit dem Wirkstoff Paroxetin verschrieben wurde 2003 für Aufsehen gesorgt, als bekannt wurde, dass es bei Kindern und Jugendlichen die Selbstmordrate erhöht.

Das Gemeine daran war zusätzlich, dass es dem Hersteller bekannt gewesen sei, dass das Mittel nur bei Erwachsenen hilft, so der SWR!

"Daraufhin haben die Behörden versucht, das in den vorhandenen Daten nachzuvollziehen, wurden aber nicht fündig. Erst als sie gemerkt haben, dass die Mitarbeiter der Firma bei der Weiterleitung der Daten Fehlcodierungen vorgenommen haben - statt Selbstmord haben sie emotionale Labilität geschrieben, also einen harmlos klingenden Code - ist klar geworden, dass hier eine Datenmanipulation gemacht worden ist."

so Wolfgang Becker-Brüser zum SWR.

Es sind laut dem Bericht des SWR interne Unterlagen aufgetaucht, die beweisen, dass das Pharmaunternehmen bereits seit 1998,  5 Jahre also, von der Gefährlichkeit seines Mittels bei Kindern und Jugendlichen gewusst habe. Allerdings habe sich das Management geweigert, diese Studienergebnisse zu publizieren! So heißt es in dem internen Papier dazu:

"Es wäre kommerziell unakzeptabel...! "

 

 

 


„Auch der Umsatz bei Erwachsenen könnte zurückgehen.“ Die "Nebenwirkung"

 

Selbstmord müsse man nicht an die große Glocke hängen.



"Die Beschreibung von Nebenwirkungen in klinischen Studien wird sehr häufig

 

 

vernachlässigt. Wenn überhaupt Nebenwirkungen geschildert werden, dann häufig nur in

 

 

sehr, sehr kurzen Absätzen.

 

Und da es häufig auch nicht die Zielgrößen der Untersuchung waren, kann man hier auch

 

sehr leicht umcodieren. Das heißt, dass man Ereignisse wie Selbstmorde in der Gruppe der

 

 

emotionalen Labilität zusammenfasst und auf diese Art natürlich auch verschleiern kann."

 

So die Arzneimittelexpertin Prof. Petra Thürmann.

 

 

 

 

 

Erfolgreiche Arznei-Mittel umstritten

 

 

Während die Mediziner argumentieren, Studien zu Naturheilmitteln wären nicht

 

 

„repräsentativ“ und damit nicht glaubwürdig, ist die Liste der Medikamente, die

 

durch das Zulassungsverfahren gekommen sind, lang, darunter auch bekannte

 

Medikamente wie der Blutzuckersenker Glucobay!

 

 

 

 

Dazu Wolfgang Becker-Brüser:

 

 

"Für Glucobay versucht man schon lange zu belegen, dass es für Blutzuckerkranke

 

 

irgendeinen Nutzen hat, so auch in der letzten großen Studie. Das Problem war allerdings:

 

insgesamt war der Studienaufbau sehr chaotisch und wenig nachvollziehbar.

 

Man hat zum Beispiel die Faktoren, die man untersuchen will, nicht hinreichend definiert.

 

Dadurch hat man die Möglichkeit, sich aus den Daten das herauszupicken, was einem

 

gefällt. Was dann ein positives Ergebnis bringt.

 

Das ist Datenmanipulation. Das ist so, als würde ein Schütze zuerst schießen und dann die

 

 Kreise um das Einschussloch machen."

 

 

 

 

Kontroll-Mechanismus der EU clever umgangen



Dabei gibt es auf der EU-Ebene einen Kontrollmechanismus für Arzneien,

 

diesen sowie den Hacken daran, erläutert Prof. Petra Thürmann:

 

"Für Arzneimittelstudien gibt es bei der europäischen Zulassungsbehörde eigentlich ein

 

Register, in das alle Studien eingegeben werden müssen, sonst können sie gar nicht beginnen.

 

 

Das Problem ist nur: wer hat den Zugriff auf dieses Register?

 

 

Und es wäre zu fordern, dass die Herausgeber der Zeitschrift und auch die Gutachter, wenn

 

 

jetzt eine Studie publiziert werden soll, in dieses Register hineinschauen dürfen, und dann

 

abgleichen können:

 

ist die Studie auch genau so geplant gewesen, stimmt das mit den Patienten und sind die

 

Zielkriterien und auch die Statistik genau die gleichen, die ursprünglich geplant waren."

 

 

 

 

Das Abschlusswort des SWR Beitrags lautete dann übrigens sehr ernüchternd:

 

„Das wäre schon ein Fortschritt. Wer aber glaubt, alle Pharma-Studien würden je ganz

 

lauter und transparent, ist naiv. Dazu geht es hier einfach um viel zu viel Geld.“

 

 

Quelle:  http://www.swr.de/odysso//id=1046894/nid=1046894/did=2258782/um7mvw/index.html

 

 

 



[1] http://www.swr.de/odysso/-/id=1046894/nid=1046894/did=2258782/um7mvw/index.html

Bildquelle: Tim Reckmann_pixelio.de


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